
"Perspektivwechsel"
Elterntraining für Menschen mit psychischen Erkrankungen - Präventionsprojekt zur Stärkung der elterlichen Kompetenzen und Unterstützung des Kinderschutzes
Hintergrund
In Deutschland wachsen rund drei bis vier Millionen Kinder und Jugendliche mit mindestens einem psychisch erkrankten Elternteil auf. In einigen Fällen kann eine psychische Erkrankung das alltägliche Leben und somit die elterliche Fürsorgepflicht erheblich beeinflussen. Studien zeigen, dass Kinder psychisch erkrankter Eltern ein erhöhtes Risiko haben, selbst eine solche Belastung zu erfahren. Deshalb ist es wichtig, das psychische Wohl der Familienmitglieder zu schützen. Ein Elterntraining kann hier präventiv ansetzen.
Bisherige Erkenntnisse
Liegt eine psychische Erkrankung vor, so kann es für die betroffene Person herausfordernd sein, Emotionen zu regulieren und zu steuern. Es entsteht innerlich ein erhöhtes Stresslevel, welches nicht mehr bewältigt werden kann und sich wiederum auf den Familienalltag auswirkt. Zudem kann es schwieriger sein, kontinuierlich emotional präsent zu sein. Um Eltern in diesen Situationen zu unterstützen und ihre Ressourcen zu stärken, wurde in der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus ein Elterntraining „Perspektivwechsel“ entwickelt. Dieses fördert die elterliche Kompetenz, indem es die Elternteile dabei unterstützt, die Perspektive ihrer Kinder bewusster einzunehmen und feinfühliger auf deren Bedürfnisse einzugehen

Projekt
Das Elterntraining richtet sich an Patientinnen und Patienten mit Kindern bis 15 Jahren, die in der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus in Behandlung sind. Die Teilnehmenden stammen überwiegend aus den Berliner Bezirken Tiergarten und Wedding und bringen unterschiedliche psychische Erkrankungen mit, darunter Depressionen, bipolare Störungen, Psychosen, Abhängigkeitserkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen.
Das Projekt zielt darauf ab die Fähigkeit zu stärken, sich selbst und anderen mit Neugier und Mitgefühl zu begegnen. Ebenso richtet sich das Training ausdrücklich an die betroffenen Väter. Ein besonderer Fokus liegt dabei darauf, die Perspektive des Kindes einzunehmen und seine Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse wahrzunehmen. Das Programm umfasst 12 Stunden und besteht aus Einzelinterventionen, Gruppeninterventionen und sozialarbeiterischer Unterstützung. Die erlernten Inhalte werden dann durch praktische Übungen im Alltag mit den Kindern vertieft. Schon nach drei bis vier Wochen sind positive Veränderungen im Familienalltag zu beobachten. Dies ist ein bedeutsamer Meilenstein um den Kinderschutz nachhaltig zu erhöhen sowie langfristig zu sichern.
Mit diesem Angebot ist das Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin das erste Krankenhaus in Deutschland, dass ein solches Elterntraining regelmäßig anbietet. Das Angebot schließt eine wichtige Lücke im psychiatrischen Versorgungssystem und dient als Pilot- und Modellfunktion für andere Kliniken.
Projektinformationen
Partner: Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus
Förderung: 2024 – Projektförderung läuft